Wenn es mir schlecht geht, dann schaltet sich etwas ein.
Manchmal wird es unkontrollierbar. Es überwältigt mich und lässt mich Dinge tun, die mir schaden.
Ich nehme in diesen Momenten gerne sexuelle Aufmerksamkeit auf. Mein Schamgefühl und mein Empfinden für Privatsphäre verschwinden. Ich ignoriere plötzlich Menschen, die mir gut tun. Jegliches rationales Denken ist deaktiviert.
Völlig blind füttere ich das Monster. Blind nach einem Sinn für mich selbst.
Nur so kann ich meinen Körper vergessen.
Nur so kann ich mein angeborenes Geschlecht vergessen.
Nur so kann ich ein wenig sexuelle Aufmerksamkeit genießen.
Komplett taub wach ich auf. Mit einem schlechten Gewissen und einem tiefen Hass auf mich selbst und meine Unfähigkeit, damit umzugehen.
Es wurde in letzter Zeit wieder sehr viel schlimmer.
Verdrängte Gefühle überwältigen mich. Gefühle, die nicht zugelassen werden können, weil sie mich das Leben kosten könnten.
Die Idee, mein Leben jeder Zeit zu beenden ist beruhigend. Es gibt Leid, das lässt sich nur aushalten, wenn der Gedanke existiert, es jeder Zeit selbstständig beenden zu können.
Einfach aufgeben. „Der Klügere gibt nach“ oder so.
Bin ich denn schlau, wenn ich dem Leid ein Ende setze?
Rational gesehen nicht.
Irgendwas in mir möchte sich unbedingt entfalten.
Ein Mädchen, das ihr ganzes Leben lang unterdrückt wurde, das möchte endlich erleben. Leider hatte sie die ersten 23 Jahre ihres Lebens nicht so verbringen können, wie es jedes andere normale Mädchen in ihrem Alter konnte. Aber noch ist es nicht zu spät. Hoffnung besteht, dass alles gut wird.
Bald wird sie Änderungen an ihrem Körper erfahren, die ihren Körper kompatibler mit ihrem Geschlecht machen.
Ich glaube, ich heul morgen einfach, wenn das gut läuft.
6 Monate, die wirklich schwer waren.
6 Monate voller Achterbahnen an Gefühlen.
6 Monate an frustrierenden Warten.
Ich bin so am Ende.
Gute Nacht.