Es gibt Tage, wie den heutigen, da wache ich auf mit lebensgefährlichen Gedanken. Negative Gefühle, die so stark sind, dass sie mich völlig überwältigen. Beim Kaffemachen kommt es einfach hoch. Tränen. Tränen aus Angst.
Angst, wen zu verletzen.
Angst, eine geliebte Person zu verletzen.
Wie es schon einmal passiert ist.
Ich habe sie schon einmal gewaltig verletzt.
Habe tiefe Spuren hinterlassen.
Sie hat sich ihre Finger an mir verbrannt.
Starke Bedürfnisse überschatten Vernunft.
Grenzen verschoben sich, wir kamen uns körperlich sehr nahe.
Zu nahe.
Ich bekam Angst. Große Angst. Tief in mir drin.
Ich wusste nicht, wie mir geschah, nur, dass ich sie verletzen würde, wenn sie mir weiter so nahe stand.
Ich distanzierte mich. Kommunizierte lediglich fehlendes Interesse.
Im Nachhinein war das gelogen.
War ihre Seele doch so warm und tat ihre Nähe doch so gut.
Es fühlt sich zu gut an, um wahr zu sein.
Zu warm, um ehrlich zu sein.
Wie konnte ein Mensch mich so bedingungslos mögen?
Ich wurde misstrauisch, wollte Abstand.
Ganz viel Abstand.
Das verletzte sie letztendlich. Ich hatte recht. Tränen darüber, was ich nur für schrecklicher Mensch sei, der so ein einen lieben Menschen unrechtmäßig verletzte.
Ich bin das Letzte. Niemand will mit so jemanden zusammen sein.
Aus Angst, verlassen zu werden, weil Misstrauen entstand, ob die Zuneigung echt ist. Weil es schon eine Beziehung gab, wo sie es nicht war. Wegen dieser Angst bestrafte ich sie mit Abstand. Wie dumm von mir, dabei wollte ich doch diese Zuneigung so sehr. Ich verletzte mich genau so sehr, wie sie.
Nur fair.
Ich bin das Letzte.
Es tut mir furchtbar leid. Mir wurde verziehen.
Aber nocheinmal steht sie das nicht durch, sagt sie.
Gewaltige Angst, dass so etwas nocheinmal passiert.
Gewaltige Angst, dann endgültig verstoßen zu werden.
Ungewollt, ungeliebt, einfach „zu viel“.
Wer es mit mir aushält, muss stark sein.
Ich liebe sie von ganzen Herzen, aber ich habe unglaubliche Angst, etwas Festes daraus zu machen.
Der Kaffe war gut, von Tränen gesalzen. Ein bisschen zu
bitter.
Den restlichen Tag würden mich diese Gedanken und Ängste steuern.
Nichts funktioniert mehr, wie es soll.
Ein schwerer Brocken liegt tief im Magen.
Tränen kommen hoch, ich erinnere mich an die Ängste.
Tränen.
Jeglicher Kontrolle entglitten.
Tränen laufen.
Der Wunsch, alles schnell zu beenden.
Fluche, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen weiß.
Grausame Gedanken, die schnell tödlich enden können.
Ich will Dinge kaputt machen, ich will mich kaputt machen.
Nur noch Liegen, Weinen und Hoffen funktioniert.
Bis ich mit ihr Telefonieren kann.
Wenn sie nicht wäre, würden sich Tage wie diese ins Unterträgliche ziehen.
Danke, dass Du für mich da bist.
Womit habe ich das verdient.
Bin ich doch so anstrengend und doch so grausam zu ihr.
Sie denkt, das ist es wert.
Und dafür bin ich ihr unglaublich dankbar.